Bertl träumt von der Hof(er)burg

(Lupus in vestimentis ovium)

  

(Die laut geträumte Abschlussrede von Bertl H. – Wolf im Schafspelz & Kandidat für das Amt des österr. Bundespräsidentenwahl – am Vorabend des Urnenganges anno 2016. Aufgeschnappt und geistesgegenwärtig im Wortlaut aufgezeichnet wurde diese Ode von einem unbekannten, an nächtlichem Harndrang (Nykturie) leidenden Spaziergänger, der am offenen Schlafzimmerfenster der Familie H. im burgenländischen Pinkafeld vorüberwandelte.)

 

 

„Wiewohl mit finst´rem Geist bemannt,

als Lächler bin ich meist bekannt.

Halt fern mich von der Küssel-Brut

zum Schein – stell mich mit Brüssel gut,

bin harmlos, ein Lumpazi nur –

der andre is der Nazibua!

 

Willst du mit Faust von Eisen walten,

kehr ein im Wort der weisen Alten:

Der Wolf die Wahl im Schlafe schupft,

wenn er ins Kleid der Schafe schlupft.

*

Bin ich der Chef am Hödnplatz,

is Schluss mit dera blöden Hatz,

mit Spuck´n in die rechten Ecken –

fortan regier´n die echten Recken!

 

Diktokratie wird möglich sein,

ist erst die Burg herzöglich mein.

Soll´n die ruhig von Verbrechen sprechen –

jetzt darf auch ich Versprechen brechen!

Die Caps und roten Sepp´n dann

sich wundern, wer de Depp´n san.

 

Seht an dies Kanzlers weichen Kern!

Bin g´spannt, wia die bald keuch´n wer´n.

Am Weltparkett er schwänzelt, hechelt,

auf Bällen tut er tänzeln gar,

doch jäh – kaum man ihn hänselt – schwächelt.

Solch Kanzler ist zum Canceln da!

 

´s höchste Zeit fürn Roten-Tausch.

Ich mach – des is a List, a neiche –

Regierungssturz im Totenrausch,

de alle zur Ministerleiche!

 *

Dem Staat will nun mein Schwert ich zeigen,

so mach das Schnarchkonzert ich schweigen!

Dies Land – mir tut´s schon schwanen – führe

zur Hölle ohne Fahnenschwüre.

 

Drum ich mein Banner hiss zum Bunde

mit Frau, mit Kind – ja, bis zum Hunde.

Es sei sogar der Rüde dein

nicht bloß aus Attitüde rein!

Mein Greif frisst deutsches Dosen-Beaf,

sein Blut ist HC positiv!

 *

 Ob Nazi-, ob Münchhausen-Flair,

es siegt, wer seiner Flausen Herr.

Willst gut du bei der Presse fahren,

musst Lügen, Hass und Fresse paaren.

Oh, Spieglein an der Wand … gelogen?

Egal … dir bleibt das Land gewogen.

(was leicht beim Opponieren geht,

ja … geht des beim Regieren ned?)

 

Zieht ab dem Bären Van der Bell

bis übers Ohr sein Pandafell!

Sind auch bisweilen die Waffen schlicht –

(Demenz plagt diesen schlaffen Wicht,

ein Kopf-Lulu, ganz windelseicht,

´s is Zeit, dass des Gesindel weicht) –,

der Urnenschrei tönt bald – sieh an:

Sprecht aus den Hofburg-Alzi-Bann!

 

Schon platzt die Wut der Plebs im Kragen,

(´s heißt auch, es tät der Krebs ihn plagen).

und wenn´s mir in die Rede passt,

verleumd´ ich ihn als Päderast.

 

Die Quintessenz der fiesen Rede?

Sie macht aus nix a Riesenfehde!

 *

Im Wahlkampf galt der zache Streit,

doch nun bricht an die Strache-Zeit!

Hört auf, euch länger auszuräkeln,

fangt an, das Gute rauszuekeln.

Wir wollen das Richterbeil erheben,

mit Fraukes Petry-Heil erbeben

und stürzen all dies Links-Gedinge –

Glückauf, dass uns dies Dings gelinge!

 

Ihr sollt nichts auf das Laster geben,

nie Freud mit fremdem Gast erleben.

Zu hoch der Preis, den zahlen wir,

für zu humaner Wahlen Zier.

 

Dies hat den grünen Wicht genährt,

der sich an jedes Eitzerl krallt,

der Endsieg sei ihm nicht gewährt,

gebt mir den Haken – ´s Kreuzerl halt!

*

Ach, tät er schon im Seile hängen,

gemeinsam wir vom Heile sängen –

welch glückberauschtes Liederwallen –

sie woll´n wir wied- und wieder lallen:

 

Von Bürger-Volks-Pegida-Wehr,

Von Springerstiefel-Wiederkehr,

von Uhren, die den Tschuschen ticken,

von Führern, die sie duschen schicken!

 

Willst du wider die Krätze siegen,

so muss dies Land Gesetze kriegen,

wie man sich Recht durch Hiebe schafft.

Na geh! Kein Pass? – Abschiebehaft!

 *

Volk im Präsidenten-Wahn,

„Bertl wird es wenden dann!“

Bischofs-Nichte Käte Krenn:

„Make the Heimat great again!“

 

Trumpltier mit Mini-Geist,

Ausschluss für Burkini meist,

Kampf aufs Blut den linken Zecken,

Burschenschafter-Zinken lecken.

Mensur macht Studenten scharf,

Boss sagt, wer wen schänden darf.

 

Wahlauftritt vor Riesenmassen

(„merzet aus die miesen Rassen!“)

Samuel, Goldblatt, Rubenstein,

jüdisch kinderstubenrein.

Deutsch-Identitäten-Plan

reinigt den Planeten dann,

Volkes Stimme schellt wehrhaft –

„Nationale Weltherrschaft!“

 

Ehern hält das Haider-Band –

Rechtsgefühl schnell bei der Hand:

Wischi-waschi Visegrad.

Ostwärts her die Krise waht.

Steuerfrei Erb´ Reichenland,

Muselmänner-Leichenbrand,

Lügenpropaganda nähren,

Neid im Nebeneinander gären.

 

Freistil- und Heilsbringer-Fight

Horizont? Drei Finger breit.

Saufkumpanen-Rächer-Stunde,

Spott und Messerstecher-Runde,

abendländisch Retter warnen –

Auftrieb für die Veteranen!

Moslem-, Schaum- und Treppenschläger,

brauner Braut der Schleppenträger.

Kreuzzug-Minarett-Gefecht,

Halal mit Schweinsfett gerächt.

Chef sprengt mit Tamtam heran:

„Burenhaut statt Ramadan!“

 

Straches Wort zur Fibel binden,

Seel´nheil in der Bibel finden,

heilig Taufschein-Christen-Luft,

Aufdeck-Journalisten-Gruft.

Böse Worte gut in petto …

Nörgler ab ins Putin-Ghetto.

 

Kunst? Nicht ums Verrecken dichten,

schön nach meiner Decken richten,

Staatsgewalt Vertrauen schenken,

Zweifler, die schief schau´n, ertränken.

Wer nach uns Germanen fasst –

hängt sie hoch am Fahnenmast!

Hetzjagd ohne Waffen-Scheine,

Wählerstimmen schaffen eine …

… großreich-orchestrale Nacht –

Schmiss als nationale Tracht.

 

Zweck- und Jagd- und Kampfverband,

Mut im Meinungspampf verkannt.

Toll, was all die Häme schafft –

Wahrheit? Die bloß schemenhaft!

 *

So lasst von Mund zu Mund verkehren,

vereint woll´n wir die Kund vermehren:

Was Mottenschutz bei Hemdenfraß,

ist Grenzlandschutz bei Fremdenhass.

Kein Zweifel darf am Jäger nagen,

beim Juden-, Moslem-, Neger-Jagen!

 

Bin rechtsextremer Liga-Gast,

Todfeind der Flüchtlings-Giga-Last

und steh im Land der Dome stramm

im Anti-Menschenstrome-Damm.

 

Seht ihr den rechten Samen fliegen?

Lasst ihn durch blaue Flammen siegen!

Ganz schnell mit Hass das Land geprägt,

und ´s Flüchtlingsheim in Brand gelegt.

 

Fürwahr,

ich hätt´s als Thronanwärter schwer,

wenn ich ohn´ eure Schwerter wär´.

Die Lilie wir im Wappen tragen

auf Gottes Streit-Attrappen-Wagen –

fürs Vaterland, dies hehre Eisen,

die Treu´ soll wieder Ehre heißen!

 

Auf, auf zum großen Rachestreich –

macht Öster- jetzt zum Strachereich!

Es soll das blaue Band erlösen,

das Volk in diesem Land der Bösen.

Wohlan, dass meine heile Welt

recht arisch guad a Weile hält.

 *

Die Seele mein´, die Anima,

Ist durch und durch Germania.

Es jubeln die Millionen sehr,

wenn ich meine Visionen lehr:

 

An Dreck sich um die Schwulen scher´n,

das Denken in den Schul´n erschwer´n,

nix Kant, nix Nietzsche, keinen Kleist,

nur Kleinformat und kleinen Geist!

 

Lasst uns durch jedes Laster rauschen,

des Bürgers Welt im Raster lauschen,

woll´n zieh´n mit hartem Hammer Gräben,

Pogrome zum Programm erheben.

 

Ruft nicht nach Jörg, dem toten Paten –

kürt mich zu eurem Potentaten!

Lasst mich des Hofstaats Pferde hegen,

das Frauenbild am Herde pflegen.

Bin kreuzbrav, Heimatheger nur,

zu ham auch für a Negerhur´

(halt einmal nicht – ´s wär doch gelacht –

ans budgetäre Loch gedacht!)

 

Den Mund – weil mir zu teuer – stopf

der Dirn´ ich aus dem Steuertopf.

Hauptsach´, sie lässt die Zunge schweigen

und tut sich mir mit Schwunge zeigen.

 

Wenn nicht ein Wort in Stunden kam,

hat sie mich fix im Kundenstamm.

Beim Weib, das sich macht stumm zu eigen,

gibt´s goar kan Grund, gleich umzusteigen.

 

Wer mich will aus dem Hoserl reißen,

muss weder Ruth noch Roserl heißen,

muss nicht mal ihren Namen sagen –

soll bloß am blauen Samen nagen.

 

(Es gilt🙂

Des blauen Mannes Muse blüht,

wenn frau sich aus der Bluse müht.

Ganz Gentl wir beim Tupfen san,

solang´ sie sich verzupfen dann –

weit weg, bis am Äquator-Bauch

oder … nach Ulan Bator auch.

 *

Auch zog ins ferne Land ich fort

gemeinsam mit Le Pen – LA

zu Arni – und was fand ich dort?

Den Meisterkurs in NLP –

der Fragen auszuweichen lehrt

und von des Gegners Leichen-Wert.

 *

Bin Führer-, Zünd- und Nabelschnur

red´ gern euch nach dem Schnabel nur.

Doch weh, tut man mich widerlegen

(so mancher alter Lieder wegen)

mit gar gehässig Lehren von … dings

(wisst´s eh, die Idiotären … von links),

die Übles tun ersinnen – wohl,

weil ich bloß nicht gewinnen soll.

 

Wenn´s meinen Glanz vermindert – ich

geb aus als schwerbehindert mich.

Sollt hol´n – gerade mich – der Ruf

(der Gutgemenschel-Richter-Muff)

als Lügner, Sprücheklopfer ein,

mach ich mich rasch als Opfer klein!

Mich stellen dem Hickhack ich soll?

Haha!

Den Krüppel aus dem Sack ich hol!

 *

Doch still! –

mich plagt seit heute Morgen sehr

(hab keine schlimm´ren Sorgen mehr)

die Furcht, ihn könnt´ der Jubel tragen,

mich will man fort im Trubel jagen.

 

Ich hör des Siegers schwaches Röhren,

schon heut´ tu ich ihm Rache schwören,

wenn ihn statt mich das Volke wählt,

Gott Strache aus der Wolke fällt.

 

 

Sollt´ man gar ihn zum Zaren wählen?

Soll´n Werte – die unwahren – zählen?

Wenn solche Scham die Zahlen wollen,

Protest werd´ ich den Wahlen zollen.

Ich flugs – weil nicht belämmert – diese

anfechten, eh´s gedämmert, ließe.

 

Doch was – tut nicht ein Funken Übel

trotzt aller Kunst der Unken-Fiebel

am Rufe der Rechtspfleger kleben,

weil – hart ist so ein Kläger-Leben!

Verluste nicht am Kleber lagen?

So will ich´s meiner Leber klagen,

da wir – nun doch nach rechten Dingen –

mit Schmerz, nicht wie wir dächten, ringen.

 

Will fortan mit euch raufen, singen,

nach schwachem Trost im Saufen ringen.

Und ist der Rausch passabel dann,

weil wir da stets spendabel san

(spendabler als der Mittlerlehner –

ich zahl jetzt noch an Liter, Männer!)

will ich, nach so an Grog, an steifen,

den van der Wuff mi´m Stock angreifen.

 

Wenn selbst die beste Türkenwut

beim Volk nicht viel bewirken tut,

ich mich – was eh viel g´scheiter wär –

um euch Bagage nicht weiter scher´.

 

Und dann? Was kommt am Ende rüber?

Mir bleibt … a fette Rente über.

 

Pfüat euch!“